FMN 2020

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ECCENTRIC LISTENING

Musikalische Podcasts von Shiva Feshareki und DIE PENISSCHWESTERN aka Sibylle & Sita
Opening: 19.11., 19.30 Uhr auf unserer Website. Zu hören bis 29.11., 24.00 Uhr.

Exklusiv für FRAU MUSICA NOVA 2020 haben die Turntable-Virtuosin und Komponistin Shiva Feshareki und die Kult-Autorin Sibylle Berg gemeinsam mit dem Performer Sita Messer – aka DIE PENISSCHWESTERN – ihre Favorit-Tracks und progressive Sounds als musikalische Podcasts für das neue Online-Format zusammengestellt. 

Die in London lebendende Shiva Feshareki gilt als eine der herausragenden Künstler*innen der jüngeren Generation. Sie wird als der „innovativste Ausdruck des Turntablism" beschrieben und experimentiert mit elektronischer Musik & Clubmusik, Konzert & Orchester, Kunst & Design sowie freier Improvisation. Ihre charakteristischen Turntable-Performances verschmelzen Klangpaletten durch hyperphysikalische elektronische Manipulationen und Sampling-Techniken. Aus einem Mix von Drum and Bass, Garage, Gabber, tiefem Minimalismus und eigenen Orchesterwerken entstehen komplexe Live-Kompositionen, die ebenso kinetisch wie delikat sind. Eine prägende Signatur ist ihre orchestrale Manipulation, bei der sie ganze Orchester in neue Formen des live-elektronischen Klangs morpht. 

DIE PENISSCHWESTERN aka Sibylle + Sita – dahinter verbergen sich Sibylle Berg und Sita Messer – verbindet eine zwanzigjährige Freundschaft. Gemeinsam haben sie bereits zahlreiche, oft musikalische Events kreiert – meist auf dem heimischen Sofa – und so ihren Musikgeschmack äußerst präzise aufeinander abgestimmt. Als DIE PENISSCHWESTERN geben sie nun einer großen Öffentlichkeit eine Teilhabe, quasi eine Inklusion in ihre musikalische Welt in der Zeit des Untergangs.

Sibylle Berg lebt in Zürich, zählt sich zur Straight Edge Bewegung und bezeichnet sich als non-binär. Sie gilt als eine der bekanntesten zeitgenössischen Dramatikerinnen und Autorinnen im deutschsprachigen Raum. Für ihren letzten Roman „GRM – Brainfuck“ wurde sie unter anderem mit dem Schweizer Buchpreis ausgezeichnet. 2020 erhielt sie für ihr Werk den Grand Prix Literatur, die höchste Auszeichnung, die die Schweiz für literarisches Schaffen vergibt.

Sita Messer ist ein in Berlin lebender Künstler. Er studierte Kostümbild in Hannover und arbeitete an verschiedenen Theatern in ganz Deutschland. 2019 war er Stipendiat des Internationalen Forums der Berliner Festspiele und des Goethe Instituts. Sita schreibt unter anderem Drehbücher, führt bei seinen eigenen Projekten Regie, spielt seine Hauptrollen selbst und produziert Musik.

 

AUDIBLE LANDSCAPES

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Live-Streaming-Konzert von Ensemble Garage
29.11., 19.30 Uhr
Live aus dem Kammermusiksaal des Deutschlandfunks. Zu sehen und hören auf dringeblieben.de

Mit Audible Landscapes präsentiert Ensemble Garage im Rahmen seiner Konzertreihe „Acts ’n Sounds“ und in Kooperation mit FRAU MUSICA NOVA ein ganz besonderes Live-Ereignis aus dem Kammermusiksaal des Deutschlandfunk. Gemeinsam mit dem Regisseur Max Pross und den Live-Video-Pionieren Warped Type erschaffen die Musiker*innen mitten im kulturellen Lockdown sicht- und hörbare Landschaften. Sie feiern mit „Hyperoxic“ der schwedischen Komponistin Malin Bång den Sauerstoff und erforschen die verschiedenen Möglichkeiten, ihn durch Blasinstrumente strömen zu lassen. Sie schauen in den Brief.Kasten von Sarah Nemtsov und wandeln durch die farbenreichen Landschaften der iranischen Komponistin Elnaz Seydi. Die Amerikanerin Natacha Diels bringt in „Attractors“ innere Stimmen in einen Dialog, während in „Limun“  der italienischen Komponistin Clara Iannotta die Instrumente zu einer Art Hyperinstrument werden, das flirrende, silbrig schimmernde Klänge hervorbringt.

Programm:

Malin Bång: Hyperoxic (2011) für Bassflöte und Klangobjekte (11 Min)
Natacha Diels: Strange Attractors (2012) für Pikkolo, Schlagzeug und Elektronik (8 Min)
Sarah Nemtsov: Brief.Kasten (2014) für Viola, Posaune und Elektronik (10 min)
Elnaz Seyedi: 3 audible landscapes (2019/20) für Posaune und Schlagzeug (11 Min)
Clara Iannotta: Limun (2011) für Violine, Viola und zwei obligate Seitenwender (10 Min.)

Ensemble Garage: 

Annegret Mayer-Lindenberg, Viola Yuka Ohta, Schlagzeug
Till Künkler, Posaune
Maruta Staravoitava Flöte
Rostislav Kozhevnikov, Violine 
Max Pross, Regie
Maximiliano Estudies, Klangregie/Live-Mix
Warped Type, Kameraführung 

 

ARCHITECTURE OF FRIENDSHIP (URAUFFÜHRUNG)

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Experimenteller Musik-Film von Colin Self und Santiago Latorre
05.12., 19.30 Uhr. Zu sehen auf dringeblieben.de

Der ursprünglich als intermediale (Gesangs-) Performance konzipierte Beitrag des Künstlerduos Colin Self (Gesang/Komposition/Performance) und Santiago Latorre (Performance/Programming) sollte die Bühne in ein Forschungsstudio für audiovisuelle Real-Time Manipulationen verwandeln. Nun wird das Live-Moment in die Produktion verlagert und es entsteht ein experimenteller Musikfilm mit neuen Stücken von Colin Self rund um die künstliche Intelligenz “Lucy”, einem Algorithmus, der Licht und Klang steuern kann. FMN freut sich sehr auf dieses Experiment, das progressiv mit der aktuellen Situation umgeht!

Diversität, Identität sowie hybride Lebensformen sind für die beiden non-binary Künstler wichtige Themenbereiche, die sie künstlerisch verhandeln. Sie greifen immer wieder die Maxime des „Making Kin“ (Macht euch verwandt) der Wissenschaftsphilosophin und Cyborg-Feminismus-Pionierin Donna Haraway auf, die zur artenübergreifenden Symbiose auffordert. In einem mehrjährigen Arbeitsprozess haben Colin Self und Santiago Latorre dieses „Sich-verwandt-machen“ auf unterschiedliche musikalische Genres sowie andere Kulturen übertragen und so neue Zuordnungen und Mischformen geschaffen. Der Name „Architecture of Friendship" wiederum geht zurück auf Hannah Arendt. Als ihr „mangelnde Liebe zu den Juden“ vorgeworfen wurde, antwortete sie: „You are quite right. I don't love any people – neither the French, nor the North American, nor the Jewish, nor the Blacks. I love only my friends." 

Colin Self, Komposition, Performance, Künstlerische Leitung
Santiago Latorre, Komposition, Performance, Künstlerische Leitung, Live-Technik
Carlos Maria Romero a.k.a. Atabey Mamasita Komposition, Performance

Colin Self lebt in Berlin und NY und entwickelt experimentelle Musik, Performances und Environments, die sich mit der Erweiterung von Bewusstsein, einengenden binären Geschlechterrollen und begrenzter Wahrnehmung und Kommunikation beschäftigen. Er selbst begreift sich als non-binär. In den letzten Jahren hat sich Colin Self mit seinen Produktionen auch in der queeren Szene einen Namen gemacht und steht für Ausdruck, Kraft und Kreativität. Er ist unter anderem Mitbegründer des queeren Kunstkollektives „Chez Deep“. Mit der Stimme als eines der zentralen Elemente in seinen Kompositionen dehnt er Grenzen aus und begreift sich selbst und das Zeitalter, in dem wir leben, neu. Seine letzte Studioproduktion „ORPHANS“ erschien auf dem Label RVNG International.

Santiago Latorre ist ein Künstler und Ingenieur, der sich für die Teilhabe und Beeinflussung des Organischen und Lebendigen an allen Phasen eines Klangobjekts interessiert – vom Moment der Konzeption bis zur Wahrnehmung. Zu seinen Projekten zählen die Sonifizierung des menschlichen Genoms, die private Performance “A Pie De Cama”, die aus einer Sammlung von A-cappella-Liedern besteht, die direkt in das Ohr von im Bett liegenden Menschen gesungen werden sowie seine beiden Soloalben Órbita (Accretions, 2008) und Eclíptica (Foehn Records, 2011). Er hat an verschiedenen Tanz-, Kunst-, Mode- und Filmprojekten gearbeitet, die in Räumen wie der Tate Modern (London), der Quanta Arts Foundation (Taipeh) und der Fundació Antoni Tàpies (Barcelona) präsentiert wurden. Im Jahr 2012 komponierte er die Musik für den Film “Interior. Leather Bar” unter der gemeinsamen Regie von James Franco und Travis Mathews. Latorre kuratiert FUGA in Saragossa, Spanien, ein Artist in Residency-Programm, sowie eine Ausstellungsplattform und einen Inkubator für Bildungsinhalte, der die Gemeinschaft fördert und Künstler, Kreative und Kollektive miteinander verbindet, die aus verschiedenen Blickwinkeln der Musik, Kunst und Technologie mit Klang als Werkzeug arbeiten.

Carlos Maria Romero a.k.a. Atabey Mamasita, ist ein in London lebender kolumbianischer multidisziplinärer Künstler und Performer mit einem Hintergrund in Tanz und Live-Kunst, der in den Bereichen darstellende und visuelle Kunst, Erbe und architektonischer Aktivismus, Pädagogik und Kuratieren arbeitet. Maria Romero ist das dritte Mitglied von SPIT! (Sodomites, Inverts, Perverts Together!), mit dem sie eine Reihe von queeren Manifesten schrieben und immer wieder präsentieren, die auf die aktuellen drängenden Fragen der sexuellen und geschlechtsspezifischen Unterdrückung antworten, und Gründungsmitglied von Vividero Colectivo, einer Gruppe multidisziplinärer Künstler und Architekten, die Erzählungen enthüllen, in denen historisch marginalisierte Körper, soziale Praktiken und architektonische Seiten als kulturelles Erbe (wieder) beansprucht werden können.